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Die Jahrestagungen des ReCentGlobe dienen der Vernetzung und der Förderung des wissenschaftlichen interdisziplinären Austausches zwischen den am Zentrum tätigen Wissenschaftler:innen sowie Kolleg:innen aus benachbarten Forschungseinrichtungen. Jedes Jahr steht dabei ein anderer Aspekt der Globalisierungsforschung im Fokus, der aus verschiedenen disziplinären Perspektiven in seinen historischen Dimensionen wie gegenwärtigen Ausprägungen untersucht wird.

Nachdem im vergangenen Jahr die Zusammenhänge zwischen globalen Krisen und epistemischen Fragmentierungen beleuchtet wurden, widmete sich die Jahrestagung 2024 den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen technologischen Entwicklungen, Globalisierungsprozessen und Ressourcenströmen. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Einfluss technologischer Innovationen auf den Umgang mit und die Verteilung von Ressourcen in diversen regionalen Kontexten in ihren jeweiligen globalen Verflechtungen.

Über das Verständnis von Technologisierung als Motor der Globalisierung herausgehend historisierte die Jahrestagung Technologie als Akteur in diversen ökologischen und sozio-ökonomischen Kontexten. Den theoretischen Rahmen für diese Herangehensweise setzte die Keynote Lecture von Richard Rottenburg, der darlegte wie Technologisierung auf planetarer Ebene unter Berücksichtigung dekolonialer Ansätze aussehen könnte. Dazu beschrieb er die Zusammenhänge zwischen der Ausbreitung von Technologien in unterschiedlichen Kontexten sowie der Auswirkung von Technologie auf Routinisierung von Lebenswelten einerseits und Sinngebungen andererseits. Aufbauend auf diese Überlegungen beobachtet er das Technologisierung inhärent widersprüchlich ist, da sie auf Unendlichkeit ausgerichtet ist, die menschliche Existenz aber endlich ist. Damit reagierte er auf die immer drängender werdende Erkenntnis, dass Technologien nicht nur als Lösungen sondern auch als Verursacher historischer wie aktueller (Umwelt-)Probleme betrachtet werden können.

Die Potentiale und Grenzen der transformativen Kraft technologischer Innovation sowie die gewinnbringenden wie schädlichen Auswirkungen von Technologisierung untersuchten auch die teilnehmenden Wissenschaftler:innen aus allen Karrierestufen in fünf empirischen Panels und einem Runden Tisch. Die Themenspanne der Panels reichte dabei von Betrachtungen zu Boden als Ressource über ethnographische Studien zu dem Einfluss von Technologisierung auf medizinische Infrastrukturen und Arbeitsmärkte sowie und Untersuchungen zu den materiellen Konsequenzen der globalen Energiewende zu einer interdisziplinären Analyse der Transformationsprozesse in Überschwemmungsgebieten. Gemeinsam war all diesen Panels die Verbindung historischer wie gegenwartsbezogener Perspektiven sowie ein kritischer Blick auf technologie-induzierte Transformation. Eine Thematik, die ebenfalls vom Runden Tisch „Transformative Praktiken“ der gemeinsamen Halle-Leipzig Transregio Initiative, aufgegriffen wurde. Acht der PIs der Initiative stellten ihren jeweiligen fächerspezifischen methodischen wie inhaltlichen Zugang zu der Thematik vor und erarbeiteten so Schnittstellen und Synergieeffekte der zukünftigen Teilprojekte des Transregios.